Nachhaltige Mobilität, die vom Menschen aus gedacht wird, braucht eine gute Zusammenarbeit der Akteure und ein Denken über Grenzen hinweg. Gerade am Niederrhein, zwischen Metropole, ländlichem Raum und europäischem Nachbarn sind durchdachte und patente Lösungen gefragt. Der Kreis Wesel hatte Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft am 12. Juni zu einer Mobilitätskonferenz nach Kamp-Lintfort eingeladen. Vertreten waren auch der NIAG-Vorstand und Verkehrsexperten des Unternehmens.
Landrat Ingo Brohl sagte in seiner Begrüßung: „Für mich geht es bei der Mobilitätswende nicht nur um Umwelt- und Klimagesichtspunkte. Ich bin der festen Überzeugung, dass zielgerichtete Investitionen in die Mobilitätswende sehr lohnend für einen attraktiven Standort Niederrhein Kreis Wesel sind. Nach dem wegweisenden Kreistagsbeschluss, CO2-Neutralität beim Antrieb des ÖPNV bis 2030 zu erreichen, gilt es jetzt die Angebote im Spannungsfeld zwischen dem urbanen und dem ländlichen Raum besser an den Bedürfnissen unserer Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen auszurichten. Hierzu hat die erste Mobilitätskonferenz im Niederrhein Kreis Wesel gute und konkrete Akzente gesetzt. So wie die X-Buslinien für Verbesserungen gesorgt haben, gilt es weiterhin Schritt für Schritt Bausteine umzusetzen. Für mich steht dabei aktuell auch der Aufbau von Mobilstationen im Fokus.“
Nach Impulsvorträgen von Norbert Krause (krauses projektdesign) und Patrick Menning (Department Head Digital Innovation Design im Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE) zum Thema „Mobilität gestalten – Menschen bewegen“ erhielten die rund 90 Teilnehmenden der Konferenz in vier moderierten Workshops fachlichen Input aus Forschung und Praxis. Lukas Spengler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am SWK E² - Institut für Energietechnik & Energiemanagement der Hochschule Niederrhein stellte das Forschungsprojekt BestMOD vor. Gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen untersucht die Hochschule Niederrhein die Frage, wie das ÖPNV-Angebot mit automatisierten On-Demand-Fahrzeugen bedarfsgerecht erweitert werden kann, sodass die Mehrkosten durch den erwarteten Kundenzuwachs gedeckt werden könnten.
Tobias Berger, Leiter Geschäftsentwicklung Niederrheinische Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft NIAG, sprach über die Erfahrungen aus eineinhalb Jahren On-Demand-Verkehr in Kleve und Umgebung. KleveMobil ist ein On-Demand-Shuttle mit dunkelblauen London-Taxis, das von der LOOK, dem Busunternehmen aus der NIAG Unternehmensgruppe, gemeinsam mit einem lokalen Taxiunternehmen betrieben wird.
Patrick Mennig, Department Head Digital Innovation Design im Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE, stellte die Ergebnisse der Studie „Mobilitätswende 2030: Vom Linienbus zur öffentlichen Mobilität der Zukunft“ vor. Im Auftrag der DB Regio AG betrachten das Fraunhofer IESE und das Fraunhofer IML, wie ein attraktiver, straßengebundener öffentlicher Personennahverkehr zukünftig aussehen könnte.
Jan Pfeifer, Experte des Zukunftsnetz Mobilität NRW für Vernetzte Mobilität beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, und Daniela Zeller, Projektmanagerin Mobilstationen beim Rheinisch-Bergischen-Kreis, befassten sich mit der Frage, wie die Hemmnisse bei der Umsetzung von Mobilstationen im ländlichen Raum überwunden werden können.
Abschließend wurden die Workshop-Ergebnisse in der von Radio KW-Moderatorin Steffi Hain moderierten Veranstaltung von den Teilnehmenden zusammengeführt und die nächsten Schritte für den Kreis Wesel diskutiert.
Im Ergebnis waren sich die Teilnehmenden einig, dass das Wissen über die Handlungsfelder und möglichen Maßnahmen für die nachhaltige Mobilitätswende im Kreis Wesel vorhanden ist. Auch gibt es breite Übereinstimmung über das Warum, die Motivation und die Notwendigkeit, die Mobilitätswende aktiv anzugehen. Durch sie lässt sich gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe auch ohne Auto ermöglichen. Dies wird ein harter Standortvorteil für den ländlichen Raum sein, um junge Menschen eine Perspektive im Kreis Wesel zu bieten und attraktiv für Fachkräfte zu bleiben.
Geschärft hat die Mobilitätskonferenz die Erkenntnis, dass es jetzt darum geht, zu handeln und umzusetzen und dies Mut und die Bereitschaft zur Investitionen in Mobilität und den ÖPNV erfordert. Diese Investitionen sind ein Kraftakt für Kreis, Kommunen und die Menschen im Kreis Wesel, sie sind aber auch eine Investition in Verhaltensänderung und eine Investition in die Region, so Landrat Brohl zum Abschluss.
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