Im Job und privat ist Daniel Billen begeistert von Technik. Besonders bei allem, was rollt und der Fortbewegung dient. Bei der NIAG repariert der junge Meister Mechanik und Elektronik von Bussen und anderen großen Fahrzeugen, zuhause einen Youngtimer von VW.
Angefangen hat es bei Daniel Billen mit dem eigenen Fahrrad. Das hat er schon als Kind selber repariert, später dann das Mofa und schließlich den Golf II vom Vater. Da war der nächste Schritt fast logisch, und nach dem Schulpraktikum in der NIAG-Buswerkstatt in der neunten Klasse war für ihn glasklar: „Ich werde Kfz-Machatroniker“. Gleich nach der Fachoberschulreife auf der Gesamtschule ging die Ausbildung beim größten Busunternehmen am unteren Niederrhein los.
Der heute 27-jährige aus dem Moerser Stadtteil Repelen absolvierte seine dreieinhalb Jahre dauernde Ausbildung bei der NIAG, Schwerpunkt: Nutzfahrzeugtechnik. Das Arbeitsfeld garantiert immer neue Entwicklungen, neue Technik. Wie aktuell bei den neuen Elektrobussen. Und: Es bringt jeden Tag den gedanklichen und handwerklichen Umgang mit Mechanik, Elektronik, Metall, Kunststoff - und natürlich den Kolleginnen und Kollegen in der Werkstatt.
Daniel wurde damals, nach der Ausbildung, sofort übernommen. Er bildete sich anschließend über zwei Jahre zunächst zum Servicetechniker weiter und ist nach zwei weiteren Jahren Abendschule seit 2019 Kfz-Mechatroniker-Meister.
Richtig gute Aussichten
Einer der jüngsten ist er damit und hat bei der NIAG noch einiges vor: Hier organisiert er - inzwischen als Vorarbeiter in der Buswerkstatt - einzelne Aufträge, plant und schraubt selber, leitet Auszubildende an. Und er setzt darauf, später einmal einen der begehrten Meisterposten zu ergattern. Kfz-Mechatroniker ist ein Job mit Zukunft, nicht erst, seitdem der Wandel zur Elektro- und später wohl zur Wasserstoffmobilität sich klar abzeichnet.
„Grundvoraussetzung? Schraubenschlüssel kennen“, lacht Daniel. Und was muss er für seinen Beruf besonders gut können? Das wird er schon frühmorgens in der großen NIAG-Buswerkstatt in Moers gefragt. Er ist um diese Zeit hellwach, hat schon eine Stunde seiner Schicht hinter sich. Und antwortet „Schrauben!“, ohne jedes Zögern und ganz überzeugt. Aber natürlich nicht nur das: „Auch handwerkliches Geschick, sehr gutes technisches Verständnis, Konzentration, Zielstrebigkeit“ sind für ihn zentrale Fähigkeiten, die ein angehender Kfz-Mechatroniker mitbringen muss. „Wir begleiten ja den Wandel zu den neuen Antriebstechniken bei Bussen ganz aktiv mit.“
Geschraubt wird immer
In der Buswerkstatt, gleich neben der Halle mit mehreren Dutzend Fahrzeugen drin, arbeiten rund 25 Kolleginnen und Kollegen. Darunter mehrere Auszubildende und vier Meister - und natürlich der Vorarbeiter Daniel. Das Team wartet und repariert hier in zwei Schichten ab 7 Uhr morgens die Busse der NIAG und der Schwestergesellschaften, deren Servicefahrzeuge und auch Busse und Lkw von anderen Unternehmen.
Weil Daniel, wie die anderen Kolleginnen und Kollegen in der Werkstatt auch, den von der NIAG finanzierten Bus- und Lkw-Führerschein hat, holt er Busse mit kleineren Schäden auch schon mal irgendwo am unteren Niederrhein ab. Er nimmt dann einen gewarteten Bus mit und tauscht ihn gegen das defekte Fahrzeug. „Schön ist das, auch mal rauszukommen. So im Schnitt einmal in der Woche läuft das, zum Beispiel weil bei einem Bus der Spiegel abgefahren wurde oder die Heizung defekt ist“, berichtet er.
Zurück in der Werkstatt repariert Daniel den Schaden zusammen mit einem Auszubildenden. Oder er greift sich einen Auftrag aus der Aufgabenliste, die die Meister jeden Morgen erstellen. „Wir reparieren alles, das ist super. Und nachhaltig. Wir wechseln nicht sofort einen älteren Motor gegen einen neuen“, berichtet er. Daniel kümmert sich oft um Schäden und Fehler am Motor, an Getriebe und Steuerung, an Kupplungen oder um Achsschäden.
Vielfalt und Durchhaltevermögen
Seine spannendste, herausforderndste Aufgabe in zehn Jahren bei der NIAG? „Das waren Busse mit komplettem Motorschaden. Da arbeitest Du sechs, sieben Tage dran, vom nackten Motorblock auf der Arbeitsfläche bis zum Einbau. Alles durchgeplant. Okay, die Arme stecken manchmal bis zur Schulter im Altöl, Dreck an diversen Stellen und das anschließende Saubermachen nerven vielleicht. Aber das ist schon ein cooles Gefühl, wenn Du nach 50 Stunden Arbeit mit den Kollegen zusammen dann den Bus aus der Halle fährst. Wenn der beim Fahren wieder gut zieht. Das macht mich glücklich.“
Daniel weiß: „Das haben wir mit den eigenen Händen repariert, von A bis Z alles selber gemacht und geschafft.“ Und der Bus bringt jetzt wieder jeden Tag Hunderte Schülerinnen und Schüler und Pendlerinnen und Pendler umweltfreundlich und sicher an ihr Ziel.
Technikverständnis muss sein
Immer wieder sind es natürlich auch nicht solche großen, mehrere Tage dauernden Arbeiten, sondern Fehler, die zügig repariert werden müssen: die Steuerung für den Motor, ein Kabelbruch, defekte Bauteile oder auch ganze Steuergeräte. Die werden dann auseinandergenommen, durchgemessen und Daniel setzt neue Chips ein oder lötet einen Kondensator oder eine neue Steuereinheit auf die Platine.
Diese komplizierteren Aufgaben erfordern Geschick und vor allem das Wissen über die frühere und die aktuelle Technik. Mit den Elektro- und Wasserstoff-Bussen der Zukunft wird die Elektronik in den meist zwölf Meter langen Gefährten noch wichtiger.
Einfach loslegen kann man mit der Arbeit genau deshalb nicht - auch wenn man praktisch alles über die Bauteile weiß. Daniel musste erst einmal Sicherheitsprüfungen für alle relevanten Bauteile wie Bremsen, Stoßdämpfer, Fahrwerk und den Aufbau bzw. die Karosserie ablegen. Und es ist auch klar, dass Kfz-Mechatroniker ein Job ist, bei dem man ein Teamplayer mit Überblick sein sollte. Gerade bei Umbauten helfen sich die Kollegen untereinander, können sich aufeinander verlassen, wenn sperrige, schwere Teile vorsichtig aus- und eingebaut werden.
Engagierter Teamplayer
Zuhause in Repelen macht er nahtlos damit weiter. Hier schraubt er seit Jahren und immer wieder an verschiedenen Autos, einfach weil es ihm so großen Spaß macht. Und weil er sie für die Familie braucht. Zum Beispiel den VW Corrado aus den 90ern. Ein sportlicher Youngtimer, mit dem er, seine Freundin und ihr gemeinsamer Sohn am Wochenende häufiger unterwegs sind.
Gebraucht hat er einen seiner selbst reparierten Wagen natürlich auch für die Fahrten zur Weiterbildung: „Arbeit von 7 bis 16 Uhr, ab 17 Uhr dann Meisterschule bis 21 Uhr in Oberhausen. Das ganze drei Mal pro Woche, zwei Jahre lang. In der Zeit habe ich unser Kind kaum gesehen, das war hart. Aber es hat sich definitiv gelohnt“, sagt Daniel - und verschwindet in der Grube unter einem weißen Bus.
Michael Block, März 2022
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